wukonig.com



steirischer herbst

» Fr 13/10 & Sa 14/10 – Wörterbuch des Krieges

» 21/09 - 15/10/2006 – steirischer herbst 2006



Festivalzentrum
APA - 14.10.2006
"steirischer herbst": Alain Platels Impressionen zu Monteverdi
Akrobatischer Tanz und eine gehörige Portion Humor

Alain Platel zeigte mit der Tanzcompagnie "Les Ballets C. de la B." am Freitagabend im Rahmen des "steirischen herbstes", was ihm zu Claudio Monteverdis "Marienvesper" so alles eingefallen ist. Mit sakraler Barockmusik hat "vsprs" nichts mehr viel zu tun, aber der Titel hält, was er verspricht: Verknappungen, Erinnerungsfetzen, manchmal Unverständliches setzt sich zu einem neuen komplexen Ganzen zusammen.

An manchen Stellen klingt das barocke Musikstück durch, oder bildet vielmehr das Gerüst für eine Musik, die sich auf Monteverdis Klänge stützt, diese verändert und umbildet. Die Elemente dazu sind vielfältig, Zigeunermusik klingt ebenso durch, aber auch Fernöstliches. Was bleibt, sind in sich schlüssige neue Klänge, die nicht zuletzt durch den Sopran von Claron Mc Faden wirkungsvoll zur Geltung kommen. Die Musik zu den getanzten Impressionen stammt von Fabrizio Cassol nach Claudio Monteverdis "Marienvesper" in Zusammenarbeit mit Wim Becu und Tcha Limberger.

Was die Tänzer machen, kann man mit Tanztheater oder auch Ballett oder sogar Akrobatik nur unzulänglich beschreiben, ist es doch eine Mischung aus allem. Wilde Zuckungen erinnern an psychisch Kranke ebenso wie an Mystiker in Ekstase, langsame Bewegungsabläufe sind sowohl Meditation wie auch Liebesritual. Verschiedene Frauenbilder werden gezeigt, eine Vermischung von unterschiedlichen Kulturen hergestellt, und über all dem schwebt letztendlich doch wieder Monteverdi.

Die einzelnen Figuren scheinen gefangen in ihrer Einsamkeit, eine Erlösung findet trotz des ständigen Aufwärtsstrebens - hier als Klettern auf eine Grotte aus weißen Stoffstreifen, die die ganze Bühne einnimmt, dargestellt - nicht statt.

Karin Zehetleitner