wukonig.com



steirischer herbst

» Fr 13/10 & Sa 14/10 – Wörterbuch des Krieges

» 21/09 - 15/10/2006 – steirischer herbst 2006



Festivalzentrum
Salzburger Nachrichten - 13.09.2006
"Bewegte Luft" zum Auftakt
"steirischer herbst": Viel Neues und eine Komposition von Georg Nussbaumer

Kein Platz für lang gediente Phrasen: Den Satz, wonach das Programm des "steirischen herbstes" ein "Schaufenster der steirischen Kultur in die Welt" sein soll, will die neue Intendantin des Mehrspartenfestivals, Veronica Kaup-Hasler, nie mehr hören. So zumindest ist es im Magazin "herbst - Theorie zur Praxis" zu lesen, das am Dienstag erschienen ist. Und altbekannte "herbst"-Attribute wie "Wagnis", "Versuchslabor" oder "Experiment" hat Kaup-Hasler aus ihrem Sprachschatz gestrichen. Am 21. September wird der "steirische herbst" eröffnet. Schon jetzt brodle es überall in der Festivalküche, sagte Kaup-Hasler in einer Pressekonferenz am Dienstag in Graz. Sie wolle in ihrem ersten Programmjahr nicht "in die Falle des Events" tappen. Die Nachfolgerin von Peter Oswald hat die Festivalstruktur der Multidisziplinarität beibehalten und sieht darin die Einzigartigkeit im ringsum wuchernden Festivaldschungel. Die ehemalige Leiterin des Festivals Theaterformen in Hannover und Braunschweig definiert ihre neue Wirkungsstätte als "Festival der Produktion und der Prozesse, des Ermöglichens und Initiierens".
Vieles ist neu im "steirischen herbst" von Veronica Kaup-Hasler: vom Logo und dem grafischen Erscheinungsbild bis zur verkürzten Dauer (der "herbst" endet am 15. Oktober), von den (Bier-)Sponsoren bis zum Bestreben, den Kontakt mit der lokalen Bevölkerung und dem öffentlichen Raum zu forcieren.
Generalthema gibt es auch keines mehr, stattdessen "Themenfelder und Leitmotive" wie heuer beispielsweise Kontrolle, Teilhabe und Open Source. Zum Programmauftakt lädt die neue Intendantin, die sich wünscht, dass der ORF sich wieder stärker seines Kulturauftrages besinnt und diesen auch wahrnimmt, zu einer Uraufführung. Sie besteht laut "herbst"-Einschätzung aus "49 Prozent Musik, 12 Prozent Performance und 39 Prozent Installation" und heißt "Schwerfeld mit Luftabdrücken". Der Komponist Georg Nussbaumer breitet in der Grazer List-Halle einen "Atlas des Regens und des Windes" aus.
"Es ist ein Stück über Raum und Zeit, über Schwere und Leere", sagt Nussbaumer, der die ob ihrer hohen Betriebskosten für den "steirischen herbst" in der Vergangenheit fatale List-Halle mittels Schneekanonen und Windmaschinen in eine "bewegte Luftskulptur" verwandeln will. Dass bei seinem Zwitter aus Oper und Installation auch Tausende Gegenstände von der Decke herabfallen werden, ist eine Hommage an die Zeichnung "Der Geräteregen" von Leonardo da Vinci. Den Komponisten interessieren "Niederschlag, Wind und Schwerkraft": "Musik ist ja bewegte Luft".
Hinaus in die grüne Mark führt die von Heiko Pfost und dem "Club Real" konzipierte "Campshow Steiermark": Fünf tolldreiste Wohnwagen bereisen das Land als Magnetfelder für Tauf-Shows, Pilgerfahrten oder frivole Hollywood-Wasserballett-Veranstaltungen.

Im Internet: www.steirischerherbst.at

Martin Behrgraz