Kronen Zeitung - 25.09.2006 Poesie aus Licht, Klang und Geste
Das "Concert for Greenland" beim "steirischen herbst" im Grazer Dom im Berg:
Eine Reise nach dem eisigen Grönland gab der norwegischen Theatergruppe Verdensteatret den Anlass und den Stoff für ihr verrätseltes "Concert for Greenland". Im Rahmen des "steirischen herbstes" öffnete das experimentierfreudige Ensemble aus Oslo im Grazer Dom im Berg eine Wunderkammer des Sehens und Hörens. Eine "Poesie-Maschine" aus Licht, Klang und Bewegung, die nicht wenige im Publikum verzauberte und Staunen ließ.
Einen Aufenthalt in Grönland formte das Verdensteatret (auf Deutsch "Welttheater") zu einem poetischen Traum- und Erinnerungsbild. Das Theater des norwegischen Ensembles kommt weitgehend ohne Sprache aus. Die Spieler bewegen und ziehen an einem skurrilen Gebilde, das wohl selbst auf den Konstrukteur der "Weltmaschine" Franz Gsellmann starken Eindruck gemacht hätte. Auf die Wände werden Bilder von Grönlands Eiswüste und dem unwirtlichen Polarmeer rundherum projiziert. Licht- und Schattenspiele rufen zarte Stimmungen hervor. Zwischen sehr ruhigen Passagen baut sich eine abenteuerliche Klangkulisse auf. Eine eisgraue Collage aus Soundfetzchen, dumpfen Schlägen, schrillen Sequenzen, durch Computerprogramme durchgeschleiften Textteilen, die via Lautsprecher im Surround-Sound auf das Publikum niederprasselt.
Verdensteatret erzeugt ein Theater, in dem die traditionellen Gesten dieser Kunstgattung weg vom Schauspiel in eine poetische Maschinerie umgeleitet sind. Das ist ein von Literatur unabhängiges Theater, das vielgestaltig und wunderlich anmutet. Wenn dann noch melancholische Walzermusik dieses kleine Wunderland beschallt, wendet sich die Poesie schon fast zum Kitsch. Aber eben nur fast.
Intellektuell ist diese Grönland-Saga kaum fass- oder verarbeitbar, hier sind die Sinne gefordert, hier will der Blick für das Detail geschärft sein. Und der Betrachter wird für seine Aufmerksamkeit belohnt mit einer Arbeit, die in ihren besten Momenten tatsächlich betörend schön zu nennen ist.
Weitere Vorstellungen folgen am 6. und 7. Oktober, bereits ab 28. September zeigt das Verdensteatret im Kunsthaus unter dem Titel "Fortellerorkesteret" eine Installation, die auf "Concert" aufbaut.
Kronen Zeitung - 25.09.2006 Poesie aus Licht, Klang und Geste
Das "Concert for Greenland" beim "steirischen herbst" im Grazer Dom im Berg:
Eine Reise nach dem eisigen Grönland gab der norwegischen Theatergruppe Verdensteatret den Anlass und den Stoff für ihr verrätseltes "Concert for Greenland". Im Rahmen des "steirischen herbstes" öffnete das experimentierfreudige Ensemble aus Oslo im Grazer Dom im Berg eine Wunderkammer des Sehens und Hörens. Eine "Poesie-Maschine" aus Licht, Klang und Bewegung, die nicht wenige im Publikum verzauberte und Staunen ließ.
Einen Aufenthalt in Grönland formte das Verdensteatret (auf Deutsch "Welttheater") zu einem poetischen Traum- und Erinnerungsbild. Das Theater des norwegischen Ensembles kommt weitgehend ohne Sprache aus. Die Spieler bewegen und ziehen an einem skurrilen Gebilde, das wohl selbst auf den Konstrukteur der "Weltmaschine" Franz Gsellmann starken Eindruck gemacht hätte. Auf die Wände werden Bilder von Grönlands Eiswüste und dem unwirtlichen Polarmeer rundherum projiziert. Licht- und Schattenspiele rufen zarte Stimmungen hervor. Zwischen sehr ruhigen Passagen baut sich eine abenteuerliche Klangkulisse auf. Eine eisgraue Collage aus Soundfetzchen, dumpfen Schlägen, schrillen Sequenzen, durch Computerprogramme durchgeschleiften Textteilen, die via Lautsprecher im Surround-Sound auf das Publikum niederprasselt.
Verdensteatret erzeugt ein Theater, in dem die traditionellen Gesten dieser Kunstgattung weg vom Schauspiel in eine poetische Maschinerie umgeleitet sind. Das ist ein von Literatur unabhängiges Theater, das vielgestaltig und wunderlich anmutet. Wenn dann noch melancholische Walzermusik dieses kleine Wunderland beschallt, wendet sich die Poesie schon fast zum Kitsch. Aber eben nur fast.
Intellektuell ist diese Grönland-Saga kaum fass- oder verarbeitbar, hier sind die Sinne gefordert, hier will der Blick für das Detail geschärft sein. Und der Betrachter wird für seine Aufmerksamkeit belohnt mit einer Arbeit, die in ihren besten Momenten tatsächlich betörend schön zu nennen ist.
Weitere Vorstellungen folgen am 6. und 7. Oktober, bereits ab 28. September zeigt das Verdensteatret im Kunsthaus unter dem Titel "Fortellerorkesteret" eine Installation, die auf "Concert" aufbaut.