Salzburger Nachrichten - 23.09.2006
Beschützte Häuslbauer
"steirischer herbst": Es gibt keine Ausstellung im "Gutshaus Kranz", dafür viele interdisziplinäre Prozesse. "Protections" zeigt die Suche nach Sicherheit.
Einmal so richtig gegen alle Regeln verstoßen: Künstlern wie Cezary Bodzianowski ist dies erlaubt. Mit Hund, Eis und Getränken besucht er den Kunstort und missachtet so alle Verbotsschilder. Er führt sie ad absurdum. Ein Video von dieser Performance des polnischen Künstlers ist im Gutshaus Kranz, vormals Kunsthaus Graz (Vorsicht: Ironie), zu sehen und lenkt die Aufmerksamkeit auf das ringsum grassierende Streben nach Sicherheit. Heute, Samstag, wird das von Adam Budak und Christine Peters kuratierte Projekt "Protections" eröffnet.
Wenn das Duo den Satz "Das ist keine Ausstellung" zum Untertitel erhebt, wandert es auf den Spuren des Malers Rene Magritte, der über eine Pfeife schrieb, dies sei keine Pfeife. "Unser Gutshaus ist eine Baustelle, ein Ready-for-action-Ort, ein permanenter Prozess", sagt Peters und kündigt ein multimediales, von Lesungen, Workshops bis zu Vernissagen reichendes Veranstaltungsprogramm an. Thematische Klammern sind Kontrollmechanismen und Sicherheitsdenken, was sich auch in neuen Kunsthaus-Souvenirs ausdrückt: Schlafmaske, Ohrstöpsel und Kondome.
Die Kreativen als Häuslbauer: Das Künstlerduo Elmgreen&Dragset stellt Fertigteilhäuser als Designplattform für andere Kunstschaffende in den Bauch des Kunsthaus-Baus - die wohl spektakulärste Nutzung in der dreijährigen Geschichte des Kunst-Gutshauses. Von wegen schöner Wohnen: Das mehrfach präsente Multitalent Tim Etchells lädt gemeinsam mit Vlatka Horvat in ein "Nothing Good House". An diesem negativen Ort verletzt sich - via Video - permanent eine Frau, und das Notruf-Telefon hat keine Hilfe, sondern nur Vogelgezwitscher zu bieten.
Markus Schinwald thematisiert mit seiner theatralischen, den Geist von Jaques Tati atmenden Installation (Schutz gebende) Alltagsrituale. Ausschnitte der Realität - im Fall von Marysia Lewandowska & Neil Cummings ein lokales, freies Radio - in den geschützten Kunstort zu transferieren, ist gleichermaßen engagiert wie altbacken. In der Schau "Protections" gibt es einiges zu entdecken, auch zu erfühlen, etwa die von Harmonie in Depression kippende Luftumgebung von Philippe Rahm.
Der Tollhaus-Charakter - Dejan Spasovic fertigt etwa für die Besucher Amulette gegen subjektive Ängste an - tut dem Gutshaus gut, so manches Streben nach Originalität wirkt aber verkrampft."Protections" im Kunsthaus Graz, bis 22. Oktober; www.kunsthausgraz.at
Martin Behr
Beschützte Häuslbauer
"steirischer herbst": Es gibt keine Ausstellung im "Gutshaus Kranz", dafür viele interdisziplinäre Prozesse. "Protections" zeigt die Suche nach Sicherheit.
Einmal so richtig gegen alle Regeln verstoßen: Künstlern wie Cezary Bodzianowski ist dies erlaubt. Mit Hund, Eis und Getränken besucht er den Kunstort und missachtet so alle Verbotsschilder. Er führt sie ad absurdum. Ein Video von dieser Performance des polnischen Künstlers ist im Gutshaus Kranz, vormals Kunsthaus Graz (Vorsicht: Ironie), zu sehen und lenkt die Aufmerksamkeit auf das ringsum grassierende Streben nach Sicherheit. Heute, Samstag, wird das von Adam Budak und Christine Peters kuratierte Projekt "Protections" eröffnet.
Wenn das Duo den Satz "Das ist keine Ausstellung" zum Untertitel erhebt, wandert es auf den Spuren des Malers Rene Magritte, der über eine Pfeife schrieb, dies sei keine Pfeife. "Unser Gutshaus ist eine Baustelle, ein Ready-for-action-Ort, ein permanenter Prozess", sagt Peters und kündigt ein multimediales, von Lesungen, Workshops bis zu Vernissagen reichendes Veranstaltungsprogramm an. Thematische Klammern sind Kontrollmechanismen und Sicherheitsdenken, was sich auch in neuen Kunsthaus-Souvenirs ausdrückt: Schlafmaske, Ohrstöpsel und Kondome.
Die Kreativen als Häuslbauer: Das Künstlerduo Elmgreen&Dragset stellt Fertigteilhäuser als Designplattform für andere Kunstschaffende in den Bauch des Kunsthaus-Baus - die wohl spektakulärste Nutzung in der dreijährigen Geschichte des Kunst-Gutshauses. Von wegen schöner Wohnen: Das mehrfach präsente Multitalent Tim Etchells lädt gemeinsam mit Vlatka Horvat in ein "Nothing Good House". An diesem negativen Ort verletzt sich - via Video - permanent eine Frau, und das Notruf-Telefon hat keine Hilfe, sondern nur Vogelgezwitscher zu bieten.
Markus Schinwald thematisiert mit seiner theatralischen, den Geist von Jaques Tati atmenden Installation (Schutz gebende) Alltagsrituale. Ausschnitte der Realität - im Fall von Marysia Lewandowska & Neil Cummings ein lokales, freies Radio - in den geschützten Kunstort zu transferieren, ist gleichermaßen engagiert wie altbacken. In der Schau "Protections" gibt es einiges zu entdecken, auch zu erfühlen, etwa die von Harmonie in Depression kippende Luftumgebung von Philippe Rahm.
Der Tollhaus-Charakter - Dejan Spasovic fertigt etwa für die Besucher Amulette gegen subjektive Ängste an - tut dem Gutshaus gut, so manches Streben nach Originalität wirkt aber verkrampft."Protections" im Kunsthaus Graz, bis 22. Oktober; www.kunsthausgraz.at
Martin Behr