Falter - 04.10.2006
Einmal Tito und zurück
Kunst Im Pavelhaus bei Bad Radkersburg dekonstruiert die Künstlergruppe G.R.A.M. für den steirischen herbst Tito-Bilder und die Ängste der Kriegsgeneration.
Martin Behr und Günther Holler-Schuster, die beiden noch aktiven Mitglieder des Kollektivs G.R.A.M., wuchsen in der Südsteiermark und also in der Angst auf, wenn der Tito stirbt, wird der Russ kommen und Österreich gleich mitverspeisen. Nachdem nun 26 Jahre nichts dergleichen geschehen ist, stellen sie sich ihren einst elterlicherseits indoktrinierten Fantasien neu: Der 40- jährige Holler-Schuster lässt sich von Josef Schützenhöfer als 40-jähriger Tito im Partisanenlook zeichnen. Martin Behr mimt Jovanka Tito, die Witwe des Marschalls, wie sie - verwechselbar, weil winzig klein im weiten Bildfeld - in der Presse abgelichtet war.
Das reicht nicht zur perfekten Mimikry. Jeder bleibt in diesem Spiel er selbst. Das Nachstellen soll nicht allein der ironischen Übertragung dienen, sondern auch destillierend wirken: Was in der Aneignung übrig bleibt, ist weder die nachgestellte noch die nachstellende Person, sondern eine Art von Selbstdarstellung. Damit werden mediale Techniken politischer Repräsentation offengelegt und der damit in Gang gebrachte Kult gebrochen.
"Wenn der Tito stirbt" ist mehr als eine Bilderserie, sondern vielmehr ein Raumkonzept, das gerade in Bad Radkersburg, wo Josip Broz Tito 1969 die Grenzbrücke über der Mur feierlich eröffnet hatte, bestens funktioniert. G.R.A.M. fühlen sich in lokale Bedingungen ein, gestalten einen Raum im Pavelhaus zur pathetischen Gedenkstätte um und loten mittels rotem Stern auf rot-weiß-roter Fahne Empörungspotenziale aus. Etwaige aufgebrachte Seelen können sich bei der im Nebengebäude untergebrachten Gruppenschau "The Sun on the Wall" dann wieder entspannen. Die den Künstlern - darunter Irwin, Andrei Monastyrsky und Yuri Leiderman - dort von Gregor Podnar gebotene Plattform ist dazu ausreichend gesichtslos geraten.
"Wenn der Tito stirbt", "The Sun on the Wall", bis 28.11.2006, Di-Sa 14-18.30, Pavelhaus, Laafeld 30, 8490 Radkersburg-Umgebung.
Ulrich Tragatschnig
Einmal Tito und zurück
Kunst Im Pavelhaus bei Bad Radkersburg dekonstruiert die Künstlergruppe G.R.A.M. für den steirischen herbst Tito-Bilder und die Ängste der Kriegsgeneration.
Martin Behr und Günther Holler-Schuster, die beiden noch aktiven Mitglieder des Kollektivs G.R.A.M., wuchsen in der Südsteiermark und also in der Angst auf, wenn der Tito stirbt, wird der Russ kommen und Österreich gleich mitverspeisen. Nachdem nun 26 Jahre nichts dergleichen geschehen ist, stellen sie sich ihren einst elterlicherseits indoktrinierten Fantasien neu: Der 40- jährige Holler-Schuster lässt sich von Josef Schützenhöfer als 40-jähriger Tito im Partisanenlook zeichnen. Martin Behr mimt Jovanka Tito, die Witwe des Marschalls, wie sie - verwechselbar, weil winzig klein im weiten Bildfeld - in der Presse abgelichtet war.
Das reicht nicht zur perfekten Mimikry. Jeder bleibt in diesem Spiel er selbst. Das Nachstellen soll nicht allein der ironischen Übertragung dienen, sondern auch destillierend wirken: Was in der Aneignung übrig bleibt, ist weder die nachgestellte noch die nachstellende Person, sondern eine Art von Selbstdarstellung. Damit werden mediale Techniken politischer Repräsentation offengelegt und der damit in Gang gebrachte Kult gebrochen.
"Wenn der Tito stirbt" ist mehr als eine Bilderserie, sondern vielmehr ein Raumkonzept, das gerade in Bad Radkersburg, wo Josip Broz Tito 1969 die Grenzbrücke über der Mur feierlich eröffnet hatte, bestens funktioniert. G.R.A.M. fühlen sich in lokale Bedingungen ein, gestalten einen Raum im Pavelhaus zur pathetischen Gedenkstätte um und loten mittels rotem Stern auf rot-weiß-roter Fahne Empörungspotenziale aus. Etwaige aufgebrachte Seelen können sich bei der im Nebengebäude untergebrachten Gruppenschau "The Sun on the Wall" dann wieder entspannen. Die den Künstlern - darunter Irwin, Andrei Monastyrsky und Yuri Leiderman - dort von Gregor Podnar gebotene Plattform ist dazu ausreichend gesichtslos geraten.
"Wenn der Tito stirbt", "The Sun on the Wall", bis 28.11.2006, Di-Sa 14-18.30, Pavelhaus, Laafeld 30, 8490 Radkersburg-Umgebung.
Ulrich Tragatschnig