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steirischer herbst

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» 21/09 - 15/10/2006 – steirischer herbst 2006



Festivalzentrum
Kurier - 25.09.2006
Sie haben uns und unsere Fantasie überlebt
Ein futuristisches Gruselkabinett, eine bizarre "The Day After"-Kulisse, eine in fremde Sphären abgeladene Müllhalde : Viele Assoziationen werden wach beim "Concert for Greenland".

Die norwegische Künstler-Gruppe Verdensteatret gastiert beim steirischen herbst mit einer sogenannten deutschsprachigen Erstaufführung. Sogenannt, weil man im Dom im Berg ohnehin kein Wort versteht: Es zischt, kreischt und säuselt. Man sieht zwar, dass die Menschen auf der Bühne miteinander - und manchmal auch mit dem Publikum - kommunizieren. Zu hören bekommt man höchstens verzerrte Ansagen, die an Funksprüche vom Mond erinnern. Dafür sorgen die für Musik, Klang und Licht zuständigen Hintermänner an den Laptops.

Am Boden und auf einem Podest im Hintergrund werden seltsame Gebilde hin und her geschoben, werfen ihre Schatten auf die Bühnenrückwand. Nach welchen Gesetzmäßigkeiten, ist nicht klar zu sagen. Sie folgen den Geräuschen und Klängen, die sie in Bewegung erzeugen, meint man erst, und merkt später: Die Sache ist umgekehrt. Die Klänge sind ihnen unterworfen, zugeordnet. Zwischen klirrendem Klavierklang und berstenden Eisschollen stellt sich dem Zuschauer die Frage: Habe ich zu viel Fantasie - oder zu wenig?

Milde gestaltet dann der Ausklang: Aus dem scheinbaren Schattenwurf eines Drehkörpers entsteht ein Kaleidoskop von spaciger Schönheit, die Musik tönt versöhnlich dazu. Aber - vielleicht ist das schon zu viel an Fantasie.

Am Ende darf man die seltsamen Konstrukte aus nächster Nähe betrachten. Lieb. Wie im Streichelzoo.

Caro Wiesauer