wukonig.com



steirischer herbst

» Fr 13/10 & Sa 14/10 – Wörterbuch des Krieges

» 21/09 - 15/10/2006 – steirischer herbst 2006



Festivalzentrum
Kleine Zeitung - 14.10.2006
Mehr Mut zum Glück
Morgen endet Veronica Kaup-Haslers erster "steirischer herbst", der manchem in Summe eher still erschien.

Nach althergebrachten Kriterien war der "steirische herbst" heuer ein totaler Misserfolg: keine öffentlichen Aktionen, die Passanten empörten, keine türenschlagenden Theaterflüchtlinge, keinen Sturm im Feuilleton. Fast möchte man sagen, es sei ein stiller "herbst" gewesen. Aber die Zeiten, da sich Kunst am Ärger jener maß, die sie nicht verstanden, sind vorbei.

Freier Blick also auf das tatsächliche Gewicht von Veronica Kaup-Haslers erster Saison. Die stand unter dem Diktat des Schrumpf-Budgets, den der Finanzenfresser List-Halle bedingt hatte. Der Nachweis, dass schmales Börsel nicht zwangsläufig Qualitätsverlust heißen muss, ist der neuen Intendantin durchaus geglückt, auch wenn man sich neben den vielen kleinen Ereignissen - fern jeder Eventisierung - auch Herausragendes und Aufsehenerregendes gewünscht hätte.

Zweifellos gelungen ist das Festivalzentrum im Künstlerhaus, dessen Programme auch nächtens regen Zulauf eher junger Zuschauer fanden. "Gewusel in der Stadt und neu eroberte Publikumsschichten" ortete Kaup-Hasler. Die Theatergastspiele entsprachen ebenfalls zumindest internationalem Standard. Die Camp-Show erwies sich als gut gemeinter Versuch, Kunst aufs Land zu schicken, das Interesse war aber zum Teil endenwollend - auch die Spaßgesellschaft, so sie der "herbst" überhaupt bedienen muss, ist zuweilen müde.

Im Bereich der Bildenden Kunst erwies sich der thematische Verbund der Ausstellungen in Kunsthaus, Neuer Galerie, Camera Austria, Medienturm und Kunstverein als überaus fruchtbar. Dieser Konnex war Teil von Kaup-Haslers Weg mit "weniger Partnern, dafür intensiveren und dramaturgisch stimmigeren Kooperationen", den sie in einem ersten Resümee bestätigt sieht. Dennoch möchte man der Intendantin mehr Mut bei der Einbindung des heimischen Nachwuchses wünschen. Das kann preisgünstig und im Glücksfall aufregend sein.

FH/WT/TSC