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steirischer herbst

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» 21/09 - 15/10/2006 – steirischer herbst 2006



Festivalzentrum
der Standard - 10.10.2006
Eine Tüte Kirschen gegen die Angst


Beim intermedialen Projekt "Writing Acts" boten sich einmal mehr interdisziplinären Kunstbegegnungen Ausgangsmöglichkeit und Forum.

Kann Literatur noch Auslöserin für andere Künste sein? Mit dem von uniT-Frontfrau Edith Draxl und dem Berliner Regisseur Haiko Pfost kuratierten intermedialen Projekt Writing Acts bot der steirische herbst einmal mehr interdisziplinären Kunstbegegnungen Ausgangsmöglichkeit und Forum. Programmatisch umspielte die (logistisch komplexe) zweitägige Aufführungsserie in den Räumen des Theaters im Bahnhof die Überschreitung von Grenzen - innerhalb von Literatur und hin zu Performance, bildender Kunst, Musik, Wissenschaft und Publikumstalk. Die dialogische Auseinandersetzung von Claudia Bosse und Robert Woelfl über Ästhetik, Identität und die Möglichkeiten des Theaters mündet in eine konzentrierte Rauminstallation ("Yamo Yamo") aus Videos, Sprache und Requisite.

Monika Rinck, Alexander Schellow und David Weber Krebs verweisen in ihrer hoch referenziellen Theaterminiatur für einen Zuschauer ("Sie werden geliebt") auf die Intimität von Lyrikrezeption und gehen mit dem Versuch, die Handlung nicht darzustellen, weit ins filmisch Machbare hinein. Wenn sich die Künstler des EMT (electronic music theater) mit ihrem Autor John Birke zu "Vier Stimmen" vereinen und aus und gegen dessen Text improvisieren, musizieren und vokalisieren, reflektieren sie nationale Identität, historische und räumliche Situationen. Ist hier die frontale Anordnung Teil des ironischen Spiels, so machen die Hamburger Künstlergruppe LIGNA und Bernadette Schiefer mit "Love is in the Air" das Publikum sofort zu Mitakteuren. Botschaften aus dem Radio verleiten dazu, den benachbarten Kirchen- als Theaterraum wahrzunehmen; die Rezeption einer Erzählung wird dort selbst zum Drama.

frak