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steirischer herbst

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» 21/09 - 15/10/2006 – steirischer herbst 2006



Festivalzentrum
APA - 23.09.2006
steirischer herbst: Fritz Katers "Tanzen!" uraufgeführt
Kontrollmechanismen in der Arbeitswelt - Autor inszenierte sein Stück mit Klamauk und Irritation

Eine Frau, die um ihren Arbeitsplatz bangt, ein Mann, der seine Stellung für gefestigt hält und eine skrupellose junge Aufsteigerin - rund um diese Figuren gestaltete Fritz Kater sein Drama "Tanzen!", das Freitagabend im Rahmen des "steirischen herbstes" uraufgeführt wurde. Der Autor inszenierte das beklemmende Spiel um Macht und Kontrolle selbst und stattete es mit viel Klamauk, aber auch irritierenden Momenten aus.

Sandra (Nicolette Krebitz), Inga (Yvon Jansen) und Bernie (Peter Moltzen) arbeiten in einer Firma. Hier werden nur Menschen beschäftigt die "voll leistungsfähig sind und in der Blüte ihrer Jahre stehen. Etwas anderes könnte sich die Firma bei der Konkurrenzsituation auf dem Weltmarkt gar nicht leisten", heißt es in dem Stück. Armin Petras (der sich als Autor Fritz Kater nennt), setzt bei seiner Inszenierung auf vollen Körpereinsatz der drei Darsteller, außerdem hat er offenbar große Freude an leicht antiquiertem Herumschmieren mit Lebensmitteln. Ansonsten gibt es zwischen den Szenen einen deutlichen Schnitt, der durch Dunkelheit und dröhnende Musik verdeutlicht wird.

Hinter dem Klamauk und der großen Lautstärke entstehen dann aber doch Irritationen, etwa ein Blick, eine Geste, ein Lachen, das abbricht. Es wird klar, dass alle drei Figuren von den Mechanismen der Arbeitswelt bestimmt werden, sie gehen nur unterschiedlich damit um. Inga weigert sich, einen Vertrag zu unterschreiben, in dem sie auf alle ihre Rechte verzichtet, und wird so zum Sandkorn im Getriebe. Bernie glaubt, Macht zu haben, scheitert aber an der eiskalten Studentin Sandra, die längst den direkten Weg in die Chefetage entdeckt hat.

Alle drei Darsteller spielen mit vollem Einsatz und zeichnen ihre Figuren in grellen Farben, so etwas wie feinere Zwischentöne scheint der Regisseur nicht vorgesehen zu haben. Die Spielfläche (zusammengeschobene Tische in H-Form) verweist auf eine sorgfältig hergestellte Künstlichkeit, die sich auch in der Kleidung widerspiegelt.

Karin Zehetleitner